Fake Reviews – Den Manipulationsverbrechern auf der Spur

Fake Reviews

Gekaufte oder auch manipulierte Bewertungen füllen den Anbietern die Taschen reichlich – dies offenbart die diesjährige Studie des Bundeskartellamts. Preise für eine Amazon-Bewertung liege bei sage und schreibe 15 bis 30 Euro. So schafft es ein Vermittler von Bewertungen Jahresumsätze im sechs- bis siebenstelligen Bereich zu erzielen. Was bereits getan wurde um die Manipulationsverbecher zu entlarven und wie sie sich vor diesen schützen können, erklären wir in diesem Beitrag. 

Positive Bewertungen gewinnen im Entscheidungsprozess

Wie oft haben Sie sich in den letzten Wochen von überwiegend positiven Produktbewertungen beeinflussen lassen? Wissen sie welche davon manipuliert wurden und welche nicht? Das alles sind Fragen, worauf meine ehrliche Antwort lauten würde: No Idea. Produkte oder Dienstleistungen mit überwiegend positiven und vielen Bewertungen verkaufen sich online besser, als diese mit wenigen und negativen.  „Nutzerbewertungen sind eine ganz zentrale Entscheidungshilfe beim Online-Kauf.“ sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Im Bericht des Bundeskartellamts wird deutlich, dass es spezielle Dienstleister gibt, bei denen positive Bewertungen gekauft werden können. Den Nutzern werden in dem Fall oft kostenlose Produkte überlassen, oder auch Belohnungen für positive Bewertungen angeboten. Künstlich erzeugte Bewertungen sind hierbei auch keine Seltenheit: Die sogenannten Bots werden als Software eingesetzt. 

In einer von bitkom im Januar 2020 veröffentlichten Studie wird deutlich, dass sogar jeder zweite im Schnitt Online Bewertungen vor dem Kauf eines Produktes liest. Befragt wurden hierbei Menschen im Alter von 16-65 Jahren und älter. Dabei sticht heraus, dass besonders die Jüngeren Gruppen im Alter von 16-29 Jahren mit 66% der Befragten sogar mehr als die Hälfte auf Online-Bewertungen großen Wert legen. Dies nimmt mit steigendem Alter ab: Bei den Befragten der Altersgruppe 65 Jahre und älter, liegt die Zahl nur noch bei 39%. 

Was wurde bereits getan?

Im Mai 2019 hat das Bundeskartellamt eine Studie zu Nutzerbewertungen gestartet, um zu identifizieren was bereits getan wurde und was noch getan werden kann. In der diesjährig veröffentlichten Studie wurden 60 Internetportale befragt, welche Nutzerbewertungen (positiv wie auch negativ) aus  16 Branchen anzeigen. Von den befragten Portalen sind Holidaycheck, Jameda, Mobile.de und Amazon im aktiven Kampf gegen die Fake-Reviews.

Hotelfiasko

So klagte beispielsweise Holidaycheck vor dem Münchner Landgericht erfolgreich gegen Fivestar Marketing, eine Firma die Kundenrezensionen zum Kauf anbietet. Die gekauften Fake-Bewertungen im Internet wurden für rechtswidrig erklärt. Bewertungen von Menschen die nicht wirklich in der jeweiligen Unterkunft übernachtet haben, dürfen also in Zukunft nicht mehr von Fivestar verkauft werden. Zudem muss sich das Unternehmen darum kümmern, die vermeintlichen Fake-Bewertungen zu löschen. 

Ärzte locken

Auch Ärzte sind bereit teilweise bis zu 70 Euro für positive Bewertungen zu löhnen, wie die Wirtschaftswoche bekannt gab. Deshalb beschäftigt das Ärzte-Bewertungsportal Jameda 20 Prüfer, die Bewertungen hinsichtlich Glaubwürdigkeit scannen. Zudem untersucht ein Algorithmus die Bewertungen anhand 50 Kriterien vor und nach der Veröffentlichung. 

Amazon bleibt stark

Seitens Amazon wurden 2018 circa 400 Millionen US-Dollar ausgegeben um die Manipulationsverbrecher zu entlarven. Mittels eines eingesetzten Algorithmus soll die Vorgehensweise außerdem unterstützt werden. Auch vor Gericht wurden Erfolge erzielt: Amazon erkämpfte ein Grundsatzurteil, wodurch gekaufte Bewertungen als solche auch erkenntlich markiert werden müssen. Da gekaufte Rezensionen jedoch sowieso wieder gelöscht werden müssen, stellt dies noch keine endgültige Lösung dar. 

Tipps zum Selbstschutz

Was können Sie als Nutzer nun tun um sich vor den Manipulationsverbrechern zu schützen?

1) Produktbewertungen kritisch zu betrachten: Mundt sagt, man solle auf mögliche Hinweise wie wiederkehrende Muster oder übertriebene Sprache achten.

2) Nehmen Sie sich Zeit! Lieber eine Bewertung zu viel, als eine zu wenig zu lesen. 

3) Wurden mehrere Bewertungen zur gleichen Zeit abgegeben? Wurden besonders nach dem Release viele Reviews veröffentlicht? Auch das kann ein Hinweis auf verfälschte Bewertungen sein. 

4) Die Länge der Rezension kann auch auf eine Manipulation hindeuten. Bei besonders langen, detailreichen Reviews sollten Sie sich nicht auf den 100%-igen Wahrheitsgehalt verlassen. 

Dies umfasst nur einige Hinweise, für detailliertere greifen Sie gerne auf einen unserer bereits veröffentlichten Artikel zurück. 

Wie geht das Kartellamt eigentlich gegen die Fake-Reviews vor?

Das Kartellamt selbst hat kaum Möglichkeiten, etwas gegen die manipulierten Bewertungen zu tun. Sie können keine Verfahren gegen Unternehmen einleiten, bei denen Verdacht auf Verbraucherrechtsverstöße vorzufinden sind. Beim Kartellrecht hat die Behörde entsprechende Befugnisse, beim Verbraucherschutz jedoch nicht. Was Verbraucherschutzorganisationen dagegen tun können, sind Klagen gegen Portale einzureichen die zu wenig gegen Fake-Bewertungen tun. Das Bundeskartellamt gibt zudem Forderungen raus an Suchmaschinen und Online-Portale, intensiver gegen Fake-Bewertungen vorzugehen. 

KI im Kampf gegen Fake Bewertungen

Mittels künstlicher Intelligenz können auch Manipulationen aufgespürt werden. Diese wird seitens der Portale aktuell aber erst wenig genutzt. Inwiefern sich unser dreijähriges Forschungsprojekt SOFIE auf diesen Trend in der Zukunft auswirkt, bleibt spannend. Februar 2020 ging das Projekt an den Start und hat zum Ziel, Verbraucher zukünftig dabei zu unterstützen Fake-Bewertungen und Shops zu erkennen.  Hierbei soll eine KI entwickelt werden, die eigenständig und selbstlernend problematische Bewertungen und Shops erkennen kann.